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Monday, August 10, 2020

Hunspach im Elsass wurde ausgezeichnet - Saarbrücker Zeitung

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Wettbewerb : Hunspach ist das Lieblingsdorf der Franzosen

Aufmerksamkeit genießt das 650-Seelen-Dorf Hunspach bereits. Aber der neue Erfolg überrascht. Mehr als 700 000 TV-Zuschauer stimmten im Wettbewerb um das schönste Dorf Frankreichs ab.

Die Freude war riesig. Anfang Juli wurde Hunspach im Nord­elsass vom TV-Sender France 3 zum „Lieblingsdorf der Franzosen“ gekürt. Es ist nicht so, dass die pittoreske 650-Seelen-Gemeinde Ehrungen nicht gewohnt wäre. Seit mehr als 30 Jahren zählt Hunspach zu den schönsten Orten der Grande Nation. Ein Titel, der bereits am Ortseingang grüßt. Aber nun mal eine Auszeichnung, die man sich mit etlichen Dörfern in ganz Frankreich teilt. Da hat die Auszeichnung „Village préféré des Francais 2020“ mit seinem Alleinstellungsmerkmal ein ganz anderes Gewicht.

„Wir sind mächtig stolz auf diese Ehrung. Das kam sehr unerwartet und ist für den Tourismus von großer Bedeutung“, sagt Bürgermeister Bertrand Wahl. Hinter Hunspach rangiert ein Dorf auf der Karibikinsel Martinique, und ein Ort mit dem klangvollen Namen Batz-sur-Mer (Loire-Atlantique). Dass nun ein elsässisches Dorf zum neuen Pilgerort für französische Touristen werden könnte, hatte man wohl nicht unbedingt erwartet.

Mehr als 700 000 Fernseh-Zuschauer gaben bei dem Wettbewerb ihre Stimme ab. „Voilá und wir als Vertreter von Grand Est hatten am Ende die Nase vorn, das ist sensationell“, sagt Wahl, der zur Entscheidung eine Terrasse anmietete, auf der eine kleine Schar den Überraschungscoup vor dem Fernseher verfolgte. Die Sendung wurde aus der Normandie übertragen, dem Ort des Siegers aus dem Vorjahr. 2021 wird nun das Dorf südlich von Wissembourg Gastgeber des TV-Urlaubsspektakels. Worauf der Erfolg letztlich basierte? Da hat der stellvertretende Bürgermeister Joel Girolt eine Vermutung. „Für viele Franzosen mutet das Elsass ein wenig exotisch mit seinen vielen Fachwerkhäusern an. Das kennt man im übrigen Frankreich so nicht. Auch das deutsche Erbe wirkt nach. Diese besondere Geschichte, diese heimelige Atmosphäre ist für die Touristen aus den anderen Départements offensichtlich anziehend.“

Und wie zum Beweis tummeln sich zahlreiche Franzosen an einem sommerlichen Werktag mit Karte und Fotoapparaten in dem idyllischen wie überschaubaren Fachwerkdorf. Manche tragen Masken, manche nicht. Allerdings sind die Meisten nicht unbedingt aus Südfrankreich, sondern aus der näheren Umgebung. „Wir sind aus Colmar und wollten uns das aus der Nähe anschauen. Als Elsässer haben wir uns über diesen Erfolg gefreut“, meint der Mann eines älteren Pärchens. Ob sie die Fachwerkromantik nicht täglich auch in Colmar betrachten können? Die Gattin schüttelt den Kopf. „Nein, nein, hier in Hunspach sind die Fachwerkhäuser alle weiß, bei uns gibt es sie in allen Farben. Auch die Fensterläden sind anders. Wir kommen aus einer Winzergegend. Wir haben kleinere Häuser, die Bauernhäuser hier sind viel größer“, kennt sie die feinen Unterschiede genau. Auch ein Ehepaar aus Lunéville bei Nancy inspiziert das neue Lieblingsdorf der Franzosen mit Hingabe. Sie mögen die Blumenpracht aus roten Geranien. Auch sie schätzen die authentische Atmosphäre des „Village blanc“.

Eine, die sich mit der lokalen Historie identifiziert, ist Elvire Fischer-Schwenker. Die Bäckersfrau zählte zu jenen, die auf der Terrasse vor dem Fernseher jubelten. „Es ist schön, wenn die Franzosen Hunspach entdecken. Früher kamen viele Deutsche, aber nach der Euro-Umstellung blieben viele weg. Wir hatten hier schon Gäste aus der Region Lille oder der Bretagne. Offensichtlich werden wir gerade neu entdeckt“, meint die sympathische Verkäuferin. Neben der Bäckerei gibt es das Restaurant „Au Cerf“ („Zum Hirschen“), das elsässische Speisen anbietet. 35 Gites laden zum Übernachten in dem beschaulichen Dorf ein. Nach dem Wunsch von Bürgermeister Wahl soll die Bettenkapazität steigen. Aber übertreiben will er es nicht. „Wir denken über Subventionen für Private nach, die ein Gite installieren möchten. Aber ein Hotel bräuchten wir hier nicht“, sagt er.

Der aktuelle Erfolg beruht auf viel ehrenamtlicher Initiative und fundiertem Denkmalschutz“, merkt der 66-Jährige, der aus der Nähe von Strasbourg stammt, an. Auch das Umland hat einiges zu bieten. Beispielsweise das nicht minder pittoreske Seebach, dessen Dorffest „Streisselhochzeit“ kürzlich dem Corona-Virus zum Opfer fiel. Oder: Wieder geöffnete Museen wie das „Maison rurale de l‘ Outre foret“ in Kutzenhausen, das sich mit dem bäuerlichen Leben befasst, und das Museum „La Cour de Marie“ in Hatten, das sich ebenfalls dem „alten Elsass“ widmet. Nicht zu vergessen die Maginot-Linie, wegen der Jahr für Jahr rund 40 000 Touristen in die Region kommen. Anfang 2021 soll ein Baumwipfelpfad im nahen Drachenbronn entstehen. Hunspach fungiert künftig als Kopf des Verbands „Alsace verte“, der das Nordelsass von Wissembourg bis Niederbronn-les-Bains repräsentiert.

Kürzlich wurde das Office de tourisme des grünen Elsass präsentiert. Da passte auch die frisch installierte Plakette von „Le village préféré“ am Rathaus hervorragend dazu.




August 10, 2020 at 10:40PM
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