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Friday, August 21, 2020

BZ-Leser lernen das Dorf Istein und seinen mediterranen Charme kennen - Weil am Rhein - Badische Zeitung

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Altortsvorsteher Franz Kiefer führt BZ-Leser durch den historischen Ortskern von Istein. Dabei geht es auch vorbei an Palmen – immer wieder staunten die Besucher über den mediterranen Flair.

Als schier unerschöpfliche Quelle von Wissen über Landschaft und Leute in Istein erwies sich am Mittwochabend Altortsvorsteher Franz Kiefer bei seiner Führung von BZ-Lesern und Leserinnen durch "sein" Dorf. Wobei er dessen Geschichte vor 150 Millionen Jahren beginnen ließ, als sich aus dem Sediment von Korallenriffen des Urmeers das Kalkgestein bildete, das dem Ort bis heute seine Prägung gibt.
Vor 50 Millionen Jahren begann der Oberrheingraben einzubrechen und der Rhein, der bis dahin zum Mittelmeer floss, nahm einen neuen Verlauf Richtung Nordsee und damit direkt am späteren Dorf Istein vorbei. "Wir stehen hier im Rhein", machte Franz Kiefer den Zuhörern am Startpunkt vor der Festhalle deutlich, welch umwälzende Veränderungen die Landschaft seither erlebt hat.

Auf dem Kalkstein errichtet


Der Hodbach, ein heute mit nur wenig Wasser gefüllter Graben, war einmal der östlichste Rheinarm. Der Ort, oberhalb davon auf dem Kalkgestein errichtet, findet sich im 12. Jahrhundert erstmals in einer Urkunde erwähnt. Zu der Zeit gehörte Istein zum Fürstbistum Basel. Unterbrochen werden musste die Führung, weil es einer Teilnehmerin nicht gut war, der Rettungsdienst musste gerufen werden. Glücklicherweise hörte Beate Baur vom BZ-Hautnah-Team am Donnerstag von ihr, dass es ihr besser geht.
Viel wusste Kiefer auf der Tour über einzelne, markante alte Häuser zu erzählen. Dabei fanden sich auch immer wieder Zeugnisse aus der Zeit bis zur Rheinbegradigung in den 1850er Jahren, als Istein ein Fischerdorf war. An der Arche, dem ältesten Fachwerkhaus des Dorfs aus dem Jahr 1553, wies Franz Kiefer auf das große Holztor, hinter dem früher der Weidling parat lag, das Boot, das Bewohner zu Wasser lassen konnten. Hochwasser war damals eine ständige Bedrohung für die Menschen, worauf auch die Wasserstandsmarkierung in der Fischerau deutete. Mit der von Tulla begonnen Rheinverlegung gewann Istein neues Ackerland, verlor aber die Grundlage für die Fischerei.

"Istein, mein kleines, sonniges Italien"

Jakob Burckhardt

Durchs Innerdorf ging es vorbei am einstigen Arresthäuschen, das später von einem Dreher bewohnt wurde, der in Istein die letzten Weidlinge baute. Quer durch den Park des Schlossguts, von dessen Weinbaugeschichte Kiefer erzählte, ging es hinauf zum Pfarrhaus mit Aussicht auf die Basler Bucht. In der Kirche nebenan wies Kiefer auf ein einmaliges Altarbild, es zeigt Maria über dem Isteiner Klotz, das Jesuskind mit Trauben in der Hand.

Über den Viterai führte der Weg wieder hinunter, durch den Torbogen am ehemaligen Gasthaus "Schlüssel". Einen Teilnehmer erinnerten die Gässchen und an den Fels geschmiegten Häuser an italienische Bergdörfer. Franz Kiefer bestätigte, dass der berühmte Basler Kulturhistoriker Jakob Burckhardt, als er im 19. Jahrhundert, Gast im "Schlüssel" war, dies ebenso empfand. Er soll Istein "mein kleines, sonniges Italien" genannt haben.

Früher gab es fünf Lebensmittelläden


Zurück im Innerdorf fielen Teilnehmern Ladenfenster auf. Tatsächlich habe es bis zum Zweiten Weltkrieg im Ort fünf Lebensmittelläden und ein oder zwei Bäcker gegeben, erzählte Kiefer. Heute kaum vorstellbar. Gern nahmen die Besucher am Schluss noch die Istein-Broschüre mit, die Kiefer dabei hatte.



August 20, 2020 at 11:03PM
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